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Stern über Betlehem

 

Vor mehr als zweitausend Jahren, als Kaiser Augustus Herrscher war, wurde eines Tages befohlen, dass eine Volkszählung durchgeführt würde. Alle Einwohner des Landes mussten sich in der Stadt eintragen lassen, wo sie geboren waren. So zog denn jeder in seine Heimatstadt. Auch ein Mann namens Josef folgte diesem Befehl des Kaisers. Zusammen mit seiner schwangeren Frau Maria wanderte er den langen Weg von Nazareth nach Bethlehem, um sich dort eintragen zu lassen.

Als die beiden am Ziele angekommen waren, kündigte sich unerwartet die Geburt an. Sie suchten eine Herberge. Jedoch vergeblich, es gab keine freien Schlafplätze mehr in Betlehem. Endlich fanden sie Schutz in einem Stall bei den Tieren. In der Nacht brachte Maria einen kräftigen Jungen zur Welt. Die Eltern wickelten das Kind in Windeln, legten es in eine Krippe und deckten es zu, damit es nicht kalt wurde.

Zu der gleichen Zeit waren Hirten auf dem freien Felde bei ihren Herden, als plötzlich ein gleißend helles Licht den Nachthimmel erleuchtete. Sie bekamen große Angst und hätten sich am liebsten versteckt. Doch wo sollten sie sich verkriechen? Weit und breit war keine Möglichkeit zum Unterschlupf. So schauten sie gebannt in das Licht.

„Fürchtet euch nicht“, sagte eine sanfte Stimme, die zu einer Erscheinung gehörte, die plötzlich über ihnen schwebte. „Ich verkündige euch eine große Freude.“

Gebannt schauten die fünf Hirten hoch zu der Erscheinung.

„Ganz in der Nähe ist heute Nacht ein Kind geboren“, fuhr die Stimme fort, „ein besonderes Kind. Es wird euch von allem Übel befreien und Frieden bringen.“

Dann war alles wie vorher.

„Was war das?“  Mattes blinzelte noch immer zum Himmel.

„Ein Engel war das. Irgendwas Außergewöhnliches muss passiert sein. Schau dort der Stern. Vorhin war der noch nicht da“, sagte Johannes, der Älteste der Gruppe.

„Stimmt. Über Betlehem steht er. Lass uns hingehen und schauen, was es mit der Verheißung auf sich hat. Was könnten wir besser gebrauchen, als eine große Freude.“

„Kommt Leute, wir wandern zu dem Stern“, sagte Johannes.

Die fünf machten sich auf den Weg. Johannes schritt voran. Der Stern stand über einem Stall auf einer Wiese. Vorsichtig öffneten sie die Tür und tatsächlich. Dort lag das prächtige Neugeborene in einer Krippe, rechts und links die glücklichen Eltern. Ein Bild der Freude und des Friedens. Hatte der Engel doch Recht gehabt.

„Wir kommen, um eurem Kinde unsere guten Wünsche darzubringen. Es steht unter einem besonderen Stern“, sagte Johannes und ging auf die strahlenden Eltern zu. Die anderen folgten zur Krippe und alle schauten bewundernd in das helle Gesicht des schlafenden Jungen.

„Ja, es ist ein ganz besonderes Kind. Es ist, als ginge ein Leuchten von seinem Gesicht aus.“ Der Blick des Vaters lag mit Stolz auf seinem Erstgeborenen. Auch die Mutter lächelte glücklich.

„Es wird uns allen große Freude bringen, so wurde es verheißen.“

Josef und Maria verstanden nicht recht, was der Hirte meinte, aber das war in diesem Moment des Glücks nicht so wichtig.

Nachdem die fünf Hirten das Idyll im Stall lange genug betrachtet hatten, legte jeder von dem wenigen, das er besaß, ein kleines Geschenk unter die Krippe, bis dort fünf Gaben lagen, ein Halstuch, ein Stückchen Brot, eine Mütze, ein kleiner Krug mit Wein und einer legte seinen Hirtenstab dazu. Dann verneigten sie sich noch einmal vor dem Kind und gingen hinaus in die Nacht.

 

 

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 ©Renate Hupfeld

Archiv der Monatsgeschichten

 

 
 

24. Dezember 2007

 

 
 

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