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9.10.2000 -Praialonga - Le Castella

Strahlend blauer Himmel, ganz leichter Wind, sanfte Brandung, leise kleine Steinkörnchen rollend. Das Gewitter von gestern Abend ist im blaugrünen Meer verschwunden, verschluckt vom unendlichen Horizont, schnurgerade, dunkelblaue Linie. Die Sonne hat sich wieder durchgesetzt, verbreitet Wärme, lässt Strand, Wasser, Berge, Pflanzen und Häuser in schönen Farben leuchten.
Eine Möwe freut sich über die klare Sicht, fliegt nah über dem Wasser, den Kopf in die Tiefe geneigt, stößt mal herunter und wieder hoch, jetzt sticht sie mit dem Schnabel ins Wasser. Ob sie Erfolg in Form eines Fisches hat, kann ich nicht erkennen. Majestätisch fliegt sie noch mal an mir vorbei und verschwindet aus meinem Blickfeld. Schmetterlinge gaukeln herum, haben sich wohl vertan, verwechseln das Glitzern und Funkeln im Wasser mit leuchtenden Blüten.
Ich bin der einzige Mensch an diesem langen sonnigen Strand “Praialonga”. Wo sind die 20 Menschen, die zur Zeit hier leben, Mario und seine Familie, sie wohnen das ganze Jahr über hier, er ist Verleger, hat auch Wohnungen in Rom und Paris, gibt Bücher über Kalabrien heraus.
Wenn ich hier am Wasser langgehe, stelle ich mir vor, wie Enrico seinen Kindern das Lied seiner Kindheit singt...die kalabrische Geschichte.
Der Wind ist angenehm warm, nicht heiß. In östlicher Richtung heben sich die Berge, die ins Meer abfallen, dunkel vor dem strahlend blauen Himmel ab, im Westen türmen sich schon wieder Wolken über den Bergketten...der Wind soll sie wegblasen. Im Pinienwäldchen zwitschern fröhlich Vögel, freuen sich auch über den hellen Tag.
Ich bin nicht mehr allein am Strand, der nette Mann aus unserer Anlage geht mit seinem Hund am Wasserrand spazieren, klein, schwarz-weiß mit Ringelschwänzchen und Beinchen wie ein kleines Schweinchen, aber ein liebes Gesicht und gehorcht dem Mann gut. Der Mann aus Rom war auch inzwischen kurz bei seinem Boot. Und die junge Frau mit Sessel und Schirm, etliche Hundert Meter von mir entfernt, ist auch wieder am Strand.

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