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8.10.2000 - Praialonga - Einladung - Valentina - Sonntag
Heute lockt uns wieder die Sonne hinaus, um 8:00 Uhr scheint
sie schon auf unsere Terasse. Wir haben von Valentina und Lello eine Einladung
zum Mittagessen bekommen, um 13:00 Uhr. Ich gehe nach einem kurzen Frühstück
noch eine gute Stunde an den Strand. Zwischen zwei Booten finde ich einen
windgeschützten Platz. Die Sonne wird ab und zu von Wolken bedeckt, aber es ist
warm und trotzdem schön. Am Strand liegen etliche Boote, von denen ich noch
keinen Eigentümer gesehen habe. Meine Tasche hänge ich an das eine Boot. Heute
kommen mal ab und zu Menschen an den Strand, wahrscheinlich Besitzer von
Ferienwohnungen, die jetzt am Wochenende gucken wollen, was der viele Regen in
Praialonga angerichtet hat, die Schlammmeldungen haben sicherlich viele Leute
alarmiert. Ich wundere mich, wie sie angezogen sind, zum Teil Anzüge, Kostüme
und normale Schuhe. Plötzlich kriegt auch “mein Boot” Besuch. Ich kriege
einen Schrecken und nehme sofort meine Tasche weg. Aber der Mann, offensichtlich
Besitzer des Bootes, winkt ab, ich soll die Tasche ruhig da lassen, er kommt aus
Rom und will nur nach dem Wasser gucken, das sich im Boot angesammelt hat. Ich
will trotzdem die Tasche wegnehmen, aber er sagt non, non.... sei schon o k.
Dann ist es auch schon so weit., kurz vor halb eins, ich gehe die paar Schritte
zur Wohnung. Wir gehen durch den Pinienwald den kurzen Weg auf den schönen
Platz. Rafael findet die Wohnung von Lello und Valentina auch gleich wieder.
Hoffentlich kommen auch Francesco und Roberta wieder wegen der Verständigung in
englischer Sprache. Wir kommen pünktlich und nach der Begrüßung können wir
uns mit Lello und Valentina sogar ohne Hilfe verständigen. Ich kann ein paar
Brocken Italienisch, die ich heute Vormittag am Strand noch aufgefrischt habe,
ein paar Zahlen, ein paar grammatikalische Wendungen. Valentina hat ihr Deutsch
ein wenig aufgefrischt, sie kann heute ganz schön viel. Wir können uns besser
verständigen, als wir glaubten. Wir suchen in einem Reiseführer und auf der
Karte zusammen mit Lello Ziele aus, die wir noch auf jeden Fall in unseren noch
verbleibenden kalabrischen Tagen anfahren werden: die eine Tour führt entlang
der jonischen Küste bis nach Stilo, die andere in die Sila piccola. Der Tisch
ist für eine Menge Personen gedeckt, sie sagen, Francesco und Roberta kommen
noch und Robertas Eltern Mario und Elena. Die beiden kommen dann auch bald.
Mario sieht gar nicht italienisch aus, unwahrscheinlich freundlich und
zugänglich, spricht gleich englisch mit uns, sagt, dass sein Sohn in New York
wohnt und dass er manchmal dort hin fährt. Elena sieht aus wie Roberta, ein
wenig zurückhaltender als ihr Mann. Sie wohnen immer in Praialonga, haben aber
ein anderes Haus, das sich in manchen Dingen von einer Ferienwohnung
unterscheidet. Sie haben zum Beispiel auch einen Garten. Francesco und Roberta
schlafen angeblich noch, Francesco hat vergangene Nacht TV geguckt, das Formel I
Rennen von Michael Schuhmacher. Auch Lello ist schon früh aufgestanden, um vom
Rennen noch was mitzukriegen. Wir kriegen erst
Mal ein Glas Wein und warten noch, kein Problem. Irgendwann kommen die beiden
ziemlich verschlafen an, wurden wahrscheinlich von Lello geweckt. Dann kanns
losgehen. Essen auf kalabrisch: Auf dem Tisch stehen schon eingelegte Oliven und
Pepperoni, dazu gibt es hartes kalabrisches Brot mit kleingeschnittenen schön
gewürzten Tomaten, Basilikum und Knoblauch sind auf jeden Fall dabei. Dann wird
eine Platte scharfe kalabrische Salami herumgereicht, dann leckere
Melonenstücke und Schinken. Danach kommt der “Pasta Gang”, Rigatone al
dente mit Tomatensoße und geriebenem Käse. Am Tisch entsteht eine Diskussion
um Salz oder nicht Salz. Mario meint, anstatt Salz kann man auch Käse nehmen.
Er sieht immer zu, dass wir genug essen, isst aber selbst auch unwahrscheinlich
gerne, sieht man ihm auch an. Valentina sitzt in Küchennähe, damit sie immer
schnell die Teller einsammeln und die neuen Sachen holen kann. Der nächste Gang
sind gefüllte Paprika und gefüllte Auberginen, dazu eine Schüssel Salat.
Jetzt entsteht eine Diskussion um Essig, scharfen oder weniger scharfen Essig.
Mario will gar keinen Salat “Too much vitamins”, sagt er. Francesco meint,
kalabrische Leute reden immer nur vom Essen, finde ich nicht so verkehrt. Ich
habe schon meine Mühe, den Teller wieder leer zu kriegen, gucke auf Valentina,
die tut sich selbst nie so viel auf den Teller, nimmt aber immer wieder ein
bisschen nach, sie isst auch gerne, obwohl sie unwahrscheinlich schlank ist. Sie
unterhalten sich plötzlich alle angeregt auf italienisch, wir wissen gar nicht,
was abgeht, erfahren aber später, dass es um eine wirklich ernste Angelegenheit
geht, nämlich die Erosionsschäden nach den vielen Regenfällen. Dann werden
wieder die Teller abgeräumt und noch mal Teller verteilt, es gibt noch
wunderschöne kleine kalabrische Kuchen in allen Variationen, Obsttörtchen,
Windbeutel mit Sahne gefüllt, muffinähnliche Kuchen mit leckeren Füllungen,
lecker und danach natürlich Espresso mit oder ohne Zucker und - oder Sahne.
Danach verteilt Valentina zwei Aschenbecher auf dem Tisch und kriegt von Roberta
eine Zigarette. Francesco fordert sie aber auf mit Rücksicht auf Rafael zum
Rauchen auf den Balkon zu gehen, tun auch alle brav. Mit Valentina unterhalten
wir uns noch über die Arbeit der Lehrer in Deutschland und in Italien, sie kann
gar nicht verstehen, wie viel die Lehrer in Deutschland arbeiten müssen, sie
gibt achtzehn Wochenstunden.Dann fragen wir noch Roberta, die kurz vor dem
Lehrerexamen steht, nach ihre Plänen, was einen Beruf angeht. Sie weiß es noch
nicht genau, kann sich auch vorstellen, mit Francesco zusammen im Bereich der
neuen Medien, Video, Websites usw. was zu machen. Wir tauschen noch Web Adressen
aus und verabreden uns mit Francesco und Roberta an unserem letzten Abend zum
Essen zu gehen. Francesco sucht ein Lokal aus und ruft vorher an. Das
kalabrische Essen bei Valentina und Lello dauert bis sechzehn Uhr. Wir kriegen
noch den Rest der leckeren kleinen Kuchen und einen Beutel Obst in die Hand
gedrückt.
weiter
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