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Canada Days 2000

5. Tag: Montag, den 3.7.2000 - Georgian Bay, Sainte Marie among the Hurons, Clear Lake

Aufwachen bei leichtem Regen, macht nichts, alle drei haben wir gut gelegen und geschlafen, Walter und ich im Doppelbett auf dem Alkoven über dem Führerhaus und Rafael auf der zum Bett umgebauten Sitzecke, man musste nur die Tischplatte eine Etage tiefer legen, kein großer Akt. Eigentlich ist es schön hier, man könnte noch das eine oder andere entdecken, vielleicht auch einen Weg zur nicht weit entfernten Georgian Bay. Aber nach dem Eindruck von dieser sehr touristisch geprägten Gegend wollen wir jetzt erst mal den Algonquin Provincialpark ansteuern. Deshalb heißt es gegen 11:00 Uhr “On the road again”. Dazu brauchen wir nur die Fenster, auch die Dachklappen schließen und gucken, dass im Aufbau während der Fahrt nichts herumfliegen kann, Tür zu, Treppe rein und fertig zur Abfahrt. Beim Herausfahren sehen wir, dass wir im “Awenda Provincial Park” übernachtet haben. Hier ein Schild ”Wood for sale”...Kettles Beach, wieder nur Privatgrundstücke an der Bay!!! Das Wetter hat sich gemausert, aber Baden ist im Moment kein Thema, an der Küstenstraße ... rechts und links nur cottages und Wälder. Mein Wunsch: ein freier Blick auf die Georgian Bay im berühmten Huron See...auf der Champlain Road endlich, Walter hält an.... wir wollen mal ans Wasser gehen, aber wie durch Ironie des Schicksals stehen wir vor einem Schild mit der Aufschrift “Privat Property”............Das Wetter hat sich gebessert, die Sonne scheint, wir denken trotzdem im Moment nicht mehr an Baden und fahren Richtung Midland, Einkaufen bei A & P, einem schönen großen Supermarkt am Stadtrand, hier gibts richtig leckere Brötchen, auch sonst können wir uns gut mit Hotdog Würstchen, Obst, Ontario Salat, Tomaten, Zwiebeln, roter, grüner und gelber Soße eindecken. Heute Abend gibt es Hotdogs nach Toronto Art.Unser nächstes Ziel ist das Museumsdorf ”Sainte-Marie among the Hurons” in der Nähe von Midland, der historisch genauen Nachbildung eines Missionsdorfes, das von 1639 bis 1649, also nur 10 Jahre lang existierte. Vom Highway 12 in östlicher Richtung ist es gut zu erreichen. Wir befinden uns auf historischem Gelände in “Wendake”, in unserem Road Atlas “Huronia” genannt, dessen Ureinwohner, die Wendats, von den Franzosen Hurons genannt wurden. Der Besuch des Museums beginnt in einem verdunkelten Vorführraum mit einem Film, in dem die Geschichte dieser Missionsstation, “The Sainte-Marie Story”, mit zeitgenössischen Bildern, nachgespielten Szenen und Erzähltext dargestellt wird. Wenn man der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist und weiß, dass die “Hurons” und die “Wendats” identisch sind, gut verständlich. Ich erfuhr das hinterher aus dem Informationsflyer in deutscher Sprache, in dem die Geschichte, sowie die einzelnen Gebäude und Objekte des Museums in einem Plan dargestellt und deren Bedeutung einzeln erläutert werden.Französische Jesuiten kamen auf Anregung von Samuel de Champlain, nach dem wohl die obengenannte Road mit der schönen Aussicht auf die Bay benannt wurde, um die Sprache und Gebräuche der Huronen kennenzulernen und ihnen das Christentum zu predigen. Sie errichteten unter der Leitung von Father Jérome Lalemant dieses Fort und gewannen das Vertrauen vieler indianischer Einwohner. Vom 1200 km entfernten Québec aus wurden sie mit Hilfe von Canoes mit allem, was sie brauchten, versorgt. Soldaten kamen aus Québec und überwinterten im Fort. Aber es gab auch Probleme: viele Huronen starben an eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und Pocken und den dort lebenden Irokesen passte es nicht, dass die europäischen Einflüsse immer größer wurden. Sie überfielen Missionsniederlassungen und töteten viele, auch Father Lalemant. Die Übriggebliebenen Bewohner, Franzosen und bekehrte Huronen, entschlossen sich, Sainte-Marie among the Hurons aufzugeben. Bevor sie das Fort verließen, brannten sie es nieder. Der Versuch, ein neues Fort auf Christian Island zu errichten, scheiterte am darauffolgenden schrecklichen Winter. Im Frühjahr 1650 kehrten sie nach Québec zurück. Am Ende des Films öffnet sich die Leinwand und der Sprecher sagt sinngemäß: “Geht nun und guckt euch alles selbst an.” Das war ein eindrucksvoller und motivierender Auftakt. Wir gucken uns die und die Holzgebäude innerhalb des hohen Palisadenzaunes aus angespitzten Baumstämmen an. Von Menschen in zeitgenössischen Kostümen wird Holz bearbeitet, geschmiedet und in einem Langhaus erzählt ein junger Mann am Feuer sitzend seinen Zuhörern, wie die Leute früher hier lebten. Die Gebäude sind zwar erst vor 33 Jahren zur 100 Jahr Feier von Canada errichtet worden, sehen aber ziemlich verwittert und echt aus. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, endet die Aktion in einem “Giftshop”, in dem wir uns nur kurz aufhalten. Dann gehts auf dem Highway 400 weiter Richtung Norden. Hier ist nun weit weniger Urbanisation, viele Seen und kanadische Landschaft, wie wir sie uns vorgestellt haben. Wir suchen einen Campingplatz, den wir dann in der Nähe von Parry Sound am “Clear Lake” finden. An der Officetür steht auf einem Schild, dass man die Tür schnell wieder zumachen soll, weil ihnen ein Kater zugelaufen ist. Wir gehen vorsichtig herein und sehen eine nette Dame, die gerade telefoniert. Als sie das Telefonat beendet hat, begrüßt sie uns, fragt, woher wir kommen, wohin wir wollen, “Great”, sagt sie, will alles genau wissen, als wir ihr erzählen, dass wir eine Rundtour machen wollen...ob Rafael angeln will.... was, er hätte keine Angel? - ihre Tochter könne ihm eine leihen und ob wir Service (Elektrizität und Wasser) brauchen. An der Wand hängt ein Fisch aus Plastik, der in Wirklichkeit ein Musikabspielgerät ist, sie stellt es an und der Fisch singt: “Dont worry, be happy”. Den Kater sehen wir auch, er ist wirklich ein Süßer, sie erzählt, er sei ihnen zugelaufen und sie mögen ihn, jetzt soll er sich an sie gewöhnen. Sie zeigt uns unseren Platz. Als unser Elektrokabel und Wasserschlauch nicht reichen, ist es kein Problem, sie schickt ihren Mann, der schließt uns alles an. Rafael und ich suchen gleich den Clear Lake, der nicht weit entfernt ist und gehen an einem schönen kleinen Beach endlich baden, das Wasser ist angenehm. Zum Angeln kommt Rafael doch nicht mehr, vielleicht traut er sich auch nicht nach der Angel zu fragen, ist ja auch für ihn ungewohnt, so ein Anliegen in englischer Sprache zu formulieren, das ändert sich im weiteren Verlauf der Reise.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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