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Eine historische Erzählung

In den Jahren 1845 bis 1852 entwickelt sich Malwida von Meysenbug, Tochter aus aristokratischem Hause, zu einer überzeugten Demokratin und entschiedenen Kämpferin für  die Gleichstellung der Frau. In Detmold entdeckt sie ihre Liebe zu dem sechs Jahre jüngeren Theodor Althaus, der sie auch nach seinem frühen Tod treu bleibt. Nach dem Scheitern der deutschen Revolution 1848/49 steht sie zu ihren Überzeugungen und nimmt die bittere Konsequenz in Kauf. Sieben Jahre im Leben einer bemerkenswerten Frau.

Leseprobe:

Sie wanderten hoch bis zum alten Gemäuer der Burganlage von wo sie in der südlichen Richtung das Meer mit den Inseln sahen und nach Osten hin endlos scheinende Bergketten.
Was hältst du von diesem Blickwinkel?“, fragte Malwida und zeigte auf die weite Ebene mit einem von Zypressen und Laubbäumen gesäumten Flusslauf, einer Kirche zwischen vereinzelten Häusern, idyllisch eingebettet vor der Kulisse des Massivs.
„Ausgezeichnet“, bestätigte die Freundin.
Auf einer Mauer ließen sie sich nieder und packten ihre Zeichensachen aus. Malwida hatte  eine Idee. Sie legte ihr Skizzenbuch der Freundin in den Schoß.
„Heute machen wir es einmal ganz anders. Du zeichnest in mein Buch und ich in deines. Dann hat jede eine schöne Erinnerung an diesen Tag und all die gemeinsamen Tage vorher.“
Den Vorschlag fand Pauline ausgezeichnet und so zauberte jede Strich für Strich mit spitzem Bleistift das unbeschreibliche Panorama in das Buch der anderen.
‚Erinnerung an gemeinsam verbrachte Stunden in Freiheit und Liebe’, schrieb Malwida unter das ihrer Weggefährtin gewidmete Bild.
Auch Pauline schrieb eine Widmung unter ihr Werk:
‚Dort erhebt sich niemals Lärm….
Seinen Traum kann man träumen,
bis er endet
und ihn dann von vorne beginnen,
4. Mai 1845, P.’
Jede sah sich noch einmal die gesamte Bildersammlung der anderen an und ließ die provençalische Winterreise an sich vorbeiziehen. Dann tauschten sie die Bücher zurück und blieben schweigend nebeneinander sitzen, bis die Sonne sich schon zur Felsspitze hinuntersenkte.
„Kann eine Landschaft schöner sein? Berge, Täler und herrliche Gärten bis zum Meer. Ich kann mich gar nicht satt sehen“, begann Malwida.
„Die Sonne geht im Meer auf und in den Bergen unter. Das fällt mir jetzt erst auf. Traumhaft schön ist es hier oben, ich könnte ewig so sitzen bleiben“, schwärmte auch die Jüngere.
„Das Zusammenspiel von Formen, Farben und Licht, gerade zu dieser Stunde der tief stehenden Sonne. Genauso wie mein Lehrer es beschrieb“, erinnerte sich Malwida. „Jetzt erst verstehe ich, was Carl Morgenstern damit gemeint hat, das Schweben in der einzigartigen Landschaft, als wären wir selbst ein Teil davon. Wäre er doch jetzt hier! “
„Schweben in der Landschaft. Das hört sich gut an. Er muss ein faszinierender Lehrer sein. Du hast eine Menge von ihm gelernt.“
„Stimmt. Einige seiner Gemälde haben mich so gefesselt, dass ich sie unter seiner Anleitung nachgemalt habe. Terraccina zum Beispiel, mein Lieblingsbild von ihm.“
„War Carl Morgenstern auch hier in Südfrankreich zum Malen?“

"In Italien war er, aber die Landschaften auf seinen Bildern sind dieser hier sehr ähnlich. Felsen, Meer und Weite, Kompositionen in Orange- und Violetttönen, wie es sie in unseren nördlichen Gegenden gar nicht gibt.“
„War er nur dein Lehrer oder hat er dir mehr bedeutet?“
„In Frankfurt hatte ich einen Winter lang Unterricht bei ihm. Im vergangenen Jahr war das. Die Stunden hatte ich meinem Vater abgetrotzt. Von den Ölfarben habe ich ihm nichts erzählt. Für die habe ich eine goldene Kette und noch anderen Schmuck verkauft.“
„So etwas macht man doch nur, wenn man sich etwas ganz stark wünscht. Warst du in Carl Morgenstern verliebt?“
„In der Familie wurde gemunkelt. Du kennst das vielleicht, Pauline. Die Verbindung zu einem Maler hätte man nicht gern gesehen. Brotlose Kunst nannte man seine Arbeit.“
"Ja, ja, das kenne ich. Doch erzähl weiter.“
„Oft habe ich meinen Malerfreund im Stillen beobachtet in seinem Atelier auf der Zeil, wenn er an der Staffelei stand, in seine Arbeit versunken, ein schöner Mann. Ein bisschen war ich verliebt in ihn. Aber jetzt ist es vorbei.“
Pauline legte den Arm um Malwidas Schultern und drückte sie fest an sich.
„Und dann?“

 

 

 

 

 
 

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